Low Vision

Was ist Low Vision?

Der Begriff Low Vision umfasst alle Sehschädigungen, die zu einer visuellen Beeinträchtigung führen und durch herkömmliche optische Hilfsmittel, wie Brillen und Kontaktlinsen, nicht zu korrigieren sind.

Sie lassen sich aber mindern durch

  • den Einsatz optischer oder elektronischer oder ergonomischer Hilfsmittel
  • Veränderungen in der Umwelt oder
  • das Erlernen spezieller Techniken und Vorgehensweisen.

Der Begriff Low Vision ist also sehr weit gefasst und nicht festgelegt bezüglich

  • der Sehschärfe
  • des Gesichtsfelds
  • der Farbwahrnehmung oder
  • anderer visueller Funktionen.

Low Vision trägt der Tatsache Rechnung, dass funktionsfähiges Sehvermögen in großem Maße von den individuellen Lebensumständen des einzelnen Menschen abhängt.

Auswirkungen von Erkrankungen auf das Sehvermögen

Am häufigsten sind

  • die Netzhaut
  • der Sehnerv
  • die Linsen und/oder
  • die Hornhaut

von Schädigungen betroffen.

 

Aber auch jeder andere Teil des Auges kann von Schädigungen betroffen sein, die zu einer Minderung des Sehvermögens führen.

 

Eine Schädigung der Netzhaut kann zu Gesichtsfeldausfällen führen.

Das Gesichtsfeld ist dann entweder

  • an den Seiten (peripher) oder
  • in der Mitte (zentral)

eingeschränkt.

Dies ist z. B. der Fall bei Altersbedingter Makuladegeneration (AMD), Diabetischer Retinopathie oder Retinopathia pigmentosa.

 

Eine Schädigung der Hornhaut oder der Linsen führt zu einer Verminderung der Sehschärfe. Dies ist z. B. der Fall bei Grauem Star (Katarakt).

 

Oft treffen auch mehrere Schädigungen zusammen.

 

Viele Betroffene klagen zudem über ein schwankendes Sehvermögen und eine erhöhte Blendempfindlichkeit.

Die Schädigungen bewirken, dass Betroffene nicht mehr sicher fixieren (Dinge ins Auge fassen) können, Personen optisch nicht mehr erkennen, Hindernisse nicht rechtzeitig bemerken und Schwierigkeiten beim Lesen haben. 

 

Alle Schädigungen können dazu führen, dass die betroffenen Personen

  • sich nicht mehr selbstständig und zielgerichtet in ihrer vertrauten Umgebung bewegen können und/oder
  • ihren Haushalt nur noch unter großen Schwierigkeiten selbstständig führen können.

Unterricht in Orientierung und Mobilität (O & M) und Lebenpraktischen Fähigkeiten (LPF) kann die Selbstständigkeit in vielen Fällen wieder herstellen oder verbessern.

Grundlage des Unterrichts mit sehbehinderten Klienten ist die Einschätzung des funktionalen Sehvermögens. (Was sehe ich? Wie wirken sich unterschiedliche Beleuchtungs- und Lichtverhältnisse auf mein Sehvermögen aus?)

Darauf aufbauend kann dann der Unterricht geplant und durchgeführt werden.

 

Low Vision und Kinder

Kinder, die von Geburt an sehbehindert sind, haben einen speziellen Förderbedarf.

Ein wesentlicher Bereich stellt die Förderung des Sehens selbst dar.

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten gilt, dass die Förderung zum einen gezielte Übungen visueller Grundfunktionen, wie

  • Abtasten
  • Verfolgen
  • Suchen und
  • Vergleichen von visuellen Eindrücken

beinhaltet.

Andererseits müssen die Kinder lernen, ihre verzerrten, unvollständigen oder unscharfen visuellen Eindrücke besser zu interpretieren und ihr Sehvermögen besser funktional im Alltag einzusetzen.

Sehbehinderte Erwachsene

Sehbehinderte Erwachsene haben häufig massive psychische Probleme im Umgang mit und der Akzeptanz der eigenen Sehbehinderung, weil sie häufig mit den eigenen Einstellungen und Vorurteilen gegenüber Blindheit und Sehbehinderung konfrontiert werden.

In vielen Fällen lehnen sie anfänglich Hilfsmittel, die sie mit Blindheit verbinden, ab. Ihre Einsicht in die Anwendung von Blindentechniken muss erst langsam erarbeitet werden. Bei dieser Personengruppe ist es besonders wichtig, dass mit viel Einfühlungsvermögen vorgegangen wird. Besonders schwer fällt den Betroffenen das Einschätzen, wann sie sich auf ihre Augen verlassen können und wann sie den Langstock oder ein anderes Hilfsmittel einsetzen müssen. Dies lernen sie in den Schulungen in Orientierung und Mobilität und Lebenspraktischen Fähigkeiten.